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Wohntrend: Tidyism

Ordnung ist das halbe Leben und schafft Ruhe im Kopf. Eine große Herausforderung, wenn Wohnraum immer kleiner wird.

Juni 2020 · Lesezeit etwa 5 Min.
Kategorien: Architektur, Trends

Es ist etwa ein Jahr her, dass die japanische Bestsellerautorin Marie Kondo mit ihrem Netflix-Hit „Aufräumen“ einen kleinen Hype auslöste. In jeder Folge besuchte Sie Familien in ihrem privaten Heim und brachte mit ihrer eigenen Methode Ordnung ins Chaos. Doch was auf den ersten Blick etwas nach gehobenen Zeigefinger und den mahnenden Worten der eigenen Eltern klingt, doch bitte sein Zimmer aufzuräumen, hat einen wesentlich tiefer greifenden Ursprung.

Mit der gewachsenen Komplexität unseres heutigen Alltags und den damit gestiegenen multi-sensorischen Impulsen geht ein Gefühl des Verlustes an Übersicht und Kontrolle einher, aufgrund dessen sich zunehmend viele Menschen überfordert fühlen. Das Grundrauschen ist sehr laut geworden und besonders in Großstädten ist die hohe Dynamik der soziodemografischen, infrastrukturellen und digitalen Veränderungen deutlich spürbar. Dies löst bei vielen eine Sehnsucht nach einem Rückzugs-Ort aus, einem sicheren Raum. Einem Ort an dem sie die Kontrolle haben und die Übersicht. Für viele ist dieser Ort ihre Wohnung oder ihr Eigenheim – kurz ihr Zuhause. Doch einhergehend mit der Bevölkerungsentwicklung der letzten dreißig Jahre ist dieses Zuhause für viele immer kleiner geworden. Die Verdichtung in den Städten, die hohe Nachfrage nach Wohnraum und die hohen Entwicklungskosten auf Seiten der Bauträger führen zu Angebot und Nachfrage immer kleinerer Wohneinheiten. Mikro-Apartments, Tiny Houses und modulare Wohnräume sind nur einige Beispiele dieser Entwicklung, so die Expertin Oona Horx-Strathern. Hier gilt: weniger ist mehr. Nur soll dies vor allem für den Platz gelten, nicht für den Komfort. Um auf minimalem Raum komfortables Leben und vor allem Ordnung und Übersicht zu ermöglichen, sind deshalb immer kreativere und moderne Storage-Lösungen gefragt. So findet man hier immer ausgeklügeltere Lösungen: Möbel lassen sich mit wenigen Handgriffen umfunktionieren oder verräumen, Stauräume in Wänden und Böden schaffen Platz und multifunktionale Produkte decken verschiedene Anwendungsszenarien ab.

Berater und Coaches erfahren seit einiger Zeit regen Zulauf und sollen dabei helfen, physische und virtuelle Besitztümer zu ordnen und zu managen. Denn Ordnung in den eigenen vier Wänden wirkt sich nachweislich auch positiv auf die Psyche aus.

Visualisierung zur Darstellung der Wohnraumnutzung eines Immobilie in München-Giesing
Innenraumvisualisierung eines Apartments für das Bauvorhaben Nockerberg-Süd

Oben sehen Sie ein modulares Wohnkonzept für das Projekt Nockherberg Süd der Bayerischen Hausbau.

In vielen Ländern sind aufgrund der Wohnraumsituation in den Großstädten modulare Wohnungen bereits weit verbreitet – in den nächsten Jahren werden wir diese Entwicklung auch in Europa zunehmend verfolgen können: Ballast abwerfen und Ordnung schaffen. Immer neue Anbieter für außergewöhnliche Wohnkonzepte drängen auf den Markt und begeistern mit spannenden und innovativen Konzepten. Innenarchitekten, Immobilienentwickler aber auch Möbel- und Produkthersteller sind nun gefragt, diesen Trend zu bedienen und Lösungen zu entwickeln um auf minimalem Raum maximales Wohlfühlen zu ermöglichen.

Im folgenden Video des Zukunftsinstituts spricht Oona Horx-Strathern über diesen und andere Trends für die kommenden Jahre.

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Jerome Pallero Lucas Gründer & Kreativdirektor - Verantwortet als studierter Gestalter und Entwickler die Abteilungen Design und Digital und kümmert sich um das Business Development bei smpl. Seine Leidenschaft gehört allem Digitalen - wenn's dann noch gut aussieht, ist er völlig aus dem Häuschen.